Lichtinstallation am Goethe-Institut Prag, Tschechien
Světelná instalace na průčelí Goethe-Institutu Praha
10. 10. 2024 – 06. 11. 2024
„Du warst, neben vielem andern, auch etwas wie ein Fenster für mich, durch das ich auf die Gassen sehen konnte. Allein konnte ich das nicht…“, schreibt Franz Kafka seinem Schulfreund Oskar Pollak kurz nach dem Abitur.(1)
In einem anderen Brief an Pollak heißt es: „Untereinander sind sie“, gemeint sind die Menschen, „durch Seile verbunden, und bös ist es schon, wenn sich um einen die Seile lockern und er ein Stück tiefer sinkt als die andern in den leeren Raum, und gräßlich ist es, wenn die Seile um einen reißen und er jetzt fällt.“(2)
Das Gassenfenster als Aus- und Einblick-Medium, das Seil je nach Kontext als Brücke über dem Abgrund, als soziales Band oder Fessel. Der Berliner Künstler Franz John nimmt diese Fäden in Kafkas Werk mit seiner Arbeit Das Gassenfenster.(3) auf, indem er Lichtdrähte in die Fenster des Prager Goethe-Instituts spannt und als vielfältige Bedeutungsebenen zum Leuchten bringt.
Text: Jan Brandt
Die Lichtinstallation war Teil des offiziellen Kulturprogramms zu KAFKA2024.
(1) Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak vom 20.12.1903.
(2) Franz Kafka, Zürauer Aphorismen Nr. 1. in: Franz Kafka, Gesammelte Werke in zwölf Bänden.
(3) Projektitel nach einer Kurzprosa von Franz Kafka, Das Gassenfenster, um 1910.