A Camera Obscura Project in the Army Bunkers
of the Golden Gate
Headlands Center for the Arts, San Francisco, USA, 1996
Auszug aus dem Katalog: FRANZ JOHN – MILITARY EYES
Franz John, ein in Berlin lebender Künstler, war 1996 als Artist-in-Residence für drei Monate am Headlands Center for the Arts (HCA), wo er eine umfassende ortsspezifische Untersuchung begann, aus der resultierend er sein Projekt »Military Eyes« entwickelte. Den Ort für das Vorhaben hatte er wegen der besonderen Lage, inmitten eines außergewöhnlichen Aufeinandertreffens von militärischer Architektur mit einer atemberaubenden Wildnis, ausgewählt.
Alten Militärkarten folgend erkundete Franz John zu Fuß das Areal und machte sich intentensiv mit dem Terrain und der Militärarchitektur vertraut. Über Sichtachsen und den Hinterlassenschaften in den Militärbunkern rekonstruierte Franz John die „Spuren der Soldaten“, ihren früheren Aktivitäten und die Orte ihrer Observation. Dazu verwendete er sowohl eine alte Camera Obscura-Technik als auch einen modernen Handkopierer, der direkt über die Betonflächen gezogen werden kann.
Im Gegensatz zu herkömmlichen fotografischen Techniken ermöglichte ihm der Kopierer, visuelle Informationen direkt vor Ort zu erfassen. Um einen künstlerischen Bezug zu dieser ungewöhnlichen Architektur zu erhalten, untersuchte John dabei auch mögliche Zusammenhänge zwischen strategischer Planung, taktischem Verhalten (wie die Auswahl des Ortes) und ästhetischer Wahrnehmung.
In seinen Worten – “Kritzeleien an der Wand, Skizzen, Notizen und sogar zufällige Spuren können Auskunft darüber geben, wie Generationen von Soldaten gelebt und was sie möglicherweise wahrgenommen haben. Solche Spuren sind zugleich Referenzen kollektiver Wahrnehmungsprozesse, da die Sicht aus den Bunkern durch die Sehschlitze standardisiert und restingiert wurde. Während meiner Arbeit denke ich auch an die Langeweile der Soldaten, während sie Stunde um Stunde in den Bunkern verbrachten, um weitschweifige »militarfremde« Jobs, wie das Zeichnen der Windrichtung, die Luftfeuchtigkeit und sogar die Rotation der Erde, zu machen”.