END
OF
MEDIUM

Eine Lichtinstallation am Heinz Nixdorf MuseumsForum, Paderborn (D)
10. Dez. 2021 – 09. Jan. 2022

End of Medium ist natürlich ein Titel, den man beim Lesen erst einmal verarbeiten muss. Er kommt wie ein Schreck daher und wie eine Frage. Wieso soll jetzt hier an der Fassade eines Museums, das in zwei Farben leuchtet, ein Medium zu Ende sein? Soll es in Erinnerung rufen, dass die aktive Medien­pro­duk­tion der Marke „Nixdorf“ zu Ende ist?

Aber weit gefehlt. End of Medium ist ein Steuerbefehl, den sowohl Maschine als auch Mensch an ihrer Schnitt­stelle verarbeiten müssen. Einige der ersten Computer haben ihre Programme von einem langen Band gelesen, das mit einer fein­gliedrigen mecha­ni­schen Vorrichtung abgetastet und Lese­schritt für Lese­schritt vorwärts trans­por­tiert wurde. Irgendwann, nach dem soundsovielten ausgeführten Befehl, war des Band zu Ende. Und genau dieses Ende des Programmbandes wurde mit dem Maschinen­code – 11001 – für End of Medium ange­kün­digt. Die Maschine stoppte dann, um zu verhindern, dass ihre Mechanik ins Leere tastete und womöglich Schaden nahm; einen Absturz verursachte oder ähnliches.

Diese historische Prozedur, ihre räumliche Gestalt und ihre Bewegung, hat sich Franz John vor Augen geführt, als er seine Instal­lation End of Medium entwarf. Anläss­lich des 25. Jubiläums des Heinz Nixdorf Museums­Forums (HNF) hat der Künstler Franz John die binäre Entsprechung der „25“ hergenommen – 11001 – und visualisiert sie mit roten und blauen Lichtdrähten in der Vertikalen.

Die Lichtinstallation End of Medium arbeitet mit ihrer Umgebung. Erstens macht sie die Fassade des HNF zum Bestandteil der Inszenierung, indem das Raster der Fassade als Darstellungs­markierung der binären 25 fungiert. Zweitens erzeugt sie einen mit der Plansprache Solresol entwickelten Sound, der die Lichtvarianzen der Leuchtdrähte steuert. Und drittens verweist sie mit vom Raster abweichenden Licht­strecken in den Raum hinein, verwickelt die Betrachter_innen in Spiegeleffekte und andere Wahr­nehmungs­über­raschungen, gewisser­maßen vor und zurück. In die Vergangen­heit und auf die Zukunft. What‘s next?

Text: Thomas Goldstrasz


Foto: Reinhardt A. Hardtke / HNF