COM TRUST

An Art Expedition to the Arctic Circle

Rovaniemi,  Lappland,  Januar 1992

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Künstlerische Kooperation: Franz John (D), Heta Norros (SF), Jürgen O. Olbrich (D), Lieve Prins (NL)

Auszug aus dem Katalog COM TRUST, erschienen 1992 zu der gleichnamigen Kunstexpedition:

Com Trust - Skizze
Entwurf des Eisgebäudes in Form von Bienen­waben. Projektskizze: Franz John

Der Winter in der Stadt Rovaniemi, die direkt am Polar­kreis liegt, ist sehr lang. Die Natur ist hier noch rein und der Schnee noch weiß. Und damit kann man bereits be­ginnen. So schlugen die beiden Künstler Franz John aus Berlin und Heta Norros aus Helsinki bei einem Besuch in Rovaniemi im Winter 1991 die Idee vor, eine Verbindung zwischen Schnee (Kälte) und Elektrographie herzu­stel­len. (…) Anfang Januar 1992 kam die Künstlergruppe COM TRUST erneut nach Rovaniemi. In der Stadt hatte man mit großer Spannung die Wetterlage beobachtet. Wird es kalt genug sein, gibt es genug Schnee? Die Gruppe hatte einiges an Ideen und Arbeiten mitgebracht und begann damit einen Teil der Arbeiten im Hof des Museums in Eis einzufrieren.

Auf Initiative der Kulturabteilung von Rovaniemi halfen etwa 40 Soldaten der finnischen Armee den Künstlern bei der Errichtung eines „Schneegebäudes“ auf dem gefrorenen Fluss Ounasjoki. Alles musste in einer Nacht gebaut werden. Das Ergebnis war erstaunlich, fast schamanisch. Die in Eis eingefrorenen Werke wurden auf zwei Räume verteilt. Das Licht für diese öffentliche Situation auf dem Fluss spende­ten die von Besuchern mitgebrachten Kerzen. (Dezember/Januar ist am Polarkreis die ‘Dunkle Jahres­zeit’ ohne Sonnenaufgänge)

In einer Eröffnungsrede sprach der Bürgermeister Matti Peltari über die Bedeutung solcher Veran­stal­tungen durch die Zusammenarbeit internationaler Künstler und übermittelte dabei auch die Grüße der Partnerstadt Rovaniemis, Kassel.

Lange nachdem die Künstler die Stadt verlassen hatten, stand das Schneeschloss immer noch da und erstaunte zufällig vorbeikommende Spaziergänger und Schneemobilfahrer. Hoffentlich haben die Leute, die einige der Eisblöcke zerstörten, dennoch die Schönheit und innere Zerbrechlichkeit des Werkes verstanden.

Als Museumsdirektorin möchte ich Heta Norros, Lieve Prins, Jürgen O. Olbrich und Franz John für das außergewöhnliche Ereignis und den damit verbundenen Erfahrungen danken.

Hilkka Vartiainen, Direktorin, Kunstmuseum Rovaniemi
Übersetzung aus dem Finnischen: Markku Jylli


Das Projekt entstand in enger Zusammenarbeit und Kooperation mit dem Rovaniemen Taidemuseo (Kunstmuseum Rovaniemi), Kultursekretariat der Stadt Rovaniemi und mit Unterstützung des Goethe-Institut Helsinki. Beim Aufbau des Eisgebäudes auf dem Fluss halfen auf freiwilliger Basis 50 Soldaten der Finnischen Armee (AUK-PL5, Rovaniemi).

Projektkonzeption: Franz John mit Jürgen O. Olbrich